Ursache, Verlauf und Perspektive der Reformbewegung in UBF Deutschland

  1. Stephan Choe (Bochum), Dezember 2000

„Und das Word ward Fleisch und wohnte unter uns, und wir sahen seine Herrlichkeit, eine Herrlichkeit als des eingeborenen Sohnes vom Vater, voller Gnade und Wahrheit.“ (Johannes 1,14)

Wir nennen unsere Bemühungen eine „Reform“, ja eine „Reformation“ der UBF, weil wir nicht nach einer oberflächlichen Verbesserung streben, sondern danach, uns zu der Bibel und Jesus Christus richtig zurückzukehren. Deswegen ist es notwendig geworden, dass wir die wahren Ursachen dieser Bewegung ins Licht zu bringen und in den richtigen Weg zur Reform einzuschlagen. Wir bitten Gott darum, dass er durch seinen Heiligen Geist unsere weitere Reformarbeit auf den richtigen Weg und in die richtige Richtung lenkt und segnet.

Ich würde zwei biblischen Worte nennen, die unsere Reformbewegung kennzeichnen sollten: Wahrheit und Gnade. Jesus ist voller Gnade und Wahrheit. Seine Wahrheit und seine Gnade mögen diese Reformarbeit bestimmen.

  1. Ursache und Verlauf

Die UBF Deutschland wurde 1969 geboren, als Gott drei koreanische Krankenschwester, Missionarin In-Kyung Seo (jetzt M. Mary Song in N.Y.), Dong-Ran Seol und Hwasa Lee, die in der UBF Daejeon zum Glauben gekommen waren, als Laienmissionarinnen nach Deutschland aussandte. Sie waren die ersten Missionarinnen der UBF überhaupt. Gott sandte viele weitere Krankenschwester-Missionarinnen nach Deutschland. Im Lauf der Zeit fungierten Hwasa Lee (als Hirtin), Ju-In Park (Hirtin), Sukcheol Kim (Leiterin), Sarah Ki-Hyang Lee (Hirtin) und You-Kang Cho (Leiterin, Nachfolgerin von Skucheol Kim) als gut zusammenarbeitende Leitung der UBF-Mission in Deutschland. Sie arbeiteten herzlich gut zusammen ohne hierarchische Verhältnisse. M. Samuel Lee kam oft als Prediger für die Sommerbibelfreizeit und verkündete ihnen gnädige Botschaft. Und alle Krankenschwester-Missionarinnen wirkten von ganzem Herzen freudig für das Evangelium. Alle Glaubensgeschwister der UBF Korea beteten für sie beharrlich und ermutigten sie durch Briefe. Der Höhepunkt dieser Missionsarbeit durch die Krankenschwestermissionarinnen war 1974-75. Damals nahmen etwa 250 an der Sommerkonferenz teil und viele erfuhren die wunderbare Gnade der Wiedergeburt. Das war wunderbare Gnade Gottes. Wir können klipp und klar sagen, dass niemand allein auf die Ehre, eine entscheidende Rolle in diesem Werk gespielt zu haben, beanspruchen kann. Gott hat dies getan. Er soll geehrt und gepriesen werden. Amen.

Es geschah im Frühling 1976 in der UBF Korea eine Reformbewegung durch 7 Seniorenhirten. Diese baten Samuel Lee darum, anstelle seiner allein bestimmenden Leiterschaft gemeinsam Entscheidungen zu treffen und zu leiten. Sie baten ihn außerdem, den Mitarbeitern den durchsichtigen Opfergabenbericht zu geben. Angesichts dieser Reformbewegung in Korea erbaten die 10 leitenden Missionarinnen der UBF Deutschland in ihrem Schreiben vom Ende Mai 76 an M. Samuel Lee darum, dass er ihnen eine sachliche Erklärung über die Kritikpunkte der Reformhirten Koreas geben mochte. Sie baten ihn außerdem darum, dass er das Wirken des Heiligen Geistes durch die Zusammenarbeit der Missionarinnen in Deutschland respektieren und ihre selbständige Leitung gewähren möge. Die sachlich befriedigende Antwort blieb leider aus, es gab Konflikt zwischen M. Samuel Lee und einigen Missionarinnen, insbesondere M. Hwasa Lee bezüglich der Leitung der UBF Deutschland. Diese verließ darauf hin die UBF. Peter Chang (koreanisch: Manseok Chang. Er wirkte später in Columbus, USA) kam 1977 nach Deutschland und half den Missionarinnen durch das Römerbriefstudium, so dass sie innere Verletzungen einigermaßen überwanden.

Im Jahr 1978 sandte Gott zwei männliche Missionare, im Januar Stephan Choe und im März Abraham Lee, nach Deutschland. Gott gebrauchte Pastor M. Abraham Lee als Leiter der UBF Deutschland gut. Gott sandte danach viele weitere männlichen Missionare, M. Isaak Youk, Andreas Ahn, Peter Chang usw., nach Deutschland. M. Andreas Ahn war der erste studentische Missionar in Deutschland, M. Paula Kim die zweite. Gott gebrauchte die studentischen Missionare für die Deutschland- und Weltcampusmission kostbar. Gott segnete sein Werk der UBF in Deutschland reichlich. Wir können ein dickes Buch über das schöne, gnädige Wirken Gottes schreiben. Darin kann man überglückliche Momente der wiedergeborenen Studenten wiedergeben, und wir können uns an den hingabevollen Einsatz vieler Mitarbeiter erinnern. Vor allem können wir Gottes Güte und seine Herrlichkeit erkennen und ihn preisen.

Da die Zahl der Mitarbeiter und der UBF-Zentren Deutschlands immer größer wurde, wurde es immer deutlicher, dass nicht eine allein bestimmende Leitung, sondern eine gemeinsam entscheidende und zusammenarbeitende Leitung notwendig ist. Ab Anfang 90ziger Jahre trafen die 5 sogenannten „Seniorenleiter“, d.h. P. Abraham Lee, Peter Chang, Kaleb Hong, Stephan Choe und Isaac Lee, regelmäßig zusammen. Pastor Abraham Lee hinterließ aber den Eindruck, dass er bei diesem Zusammentreffen hauptsächlich Gemeinschaft haben und etwas Meinungen austauschen mochte, aber nicht gemeinsam entscheiden.

1991 schickte M. Peter Chang aus Columbus USA einen Rundbrief an alle Leiter der UBF in der Welt. In seinem Brief nannte er die Reformbedürfnisse der UBF: 1. M. Samuel Lee dürfe keine absolute Autorität beanspruchen, denn Gott kann allein dies beanspruchen.  2. Die allein bestimmende Leiterschaft von Samuel Lee soll überwunden werden und eine gemeinsam vor Gott entscheidende Leitung sei notwendig. 3. Ein durchsichtiger Opfergabenbericht muß geschehen.

  1. Abraham Lee fragte die vier Seniorenleiter nach ihrer Meinung über den Rundbrief. Isaac Lee und Stephan Choe vertraten die Ansicht, dass die Kritik von Peter Chang aus Columbus im wesentlichen berechtigt sei. Dagegen vertrat P. Abraham Lee die Meinung, M. Peter Chang aus Columbus hätte aus Hochmut und Undankbarkeit gegenüber M. Samuel Lee solch einen Brief geschrieben.

Im Febr. 1994 lief ein Rundbrief von M. James Kim (koreanisch: Jeong-Jin Kim) aus Toledo USA im Umlauf. Er hatte schon 1989 M. Samuel Lee wegen seiner alleinigen, unbiblischen Leitung zur Buße aufgefordert. Er war wegen seiner Kritik von M. Samuel Lee als Leiter der UBF Toledo abgesetzt worden. In seinem Rundbrief erklärte er seine Anliegen für die Buße von M. Samuel Lee und für die Reform der UBF. P. Abraham Lee fragte wiederum die Seniorenleiter nach ihrer Meinung. Isaac Lee und Stephan Choe waren der Ansicht, M. Samuel Lee habe Unrecht an James Kim getan. P. Abraham Lee meinte aber, M. James Kim hätte deshalb gegen M. Samuel Lee rebelliert, weil er durch den schlechten Einfluß von M. Peter Chang aus Columbus hochmütig und undankbar gegenüber M. Samuel Lee geworden sei. Das Verhalten von P. Abraham Lee gegenüber den beiden Rundbriefen zeigte die verborgenen Reformbedürfnisse der Leitung der UBF Deutschland.

Im August 1994 fand die europäische Sommerkonferenz in De Bron statt. Die UBF Deutschland war der Veranstalter. Die fünf Seniorenleiter regelten früh genug die Prediger und Predigttexte gemeinsam. Aber vor einigen Tagen vor der Konferenz erhielt P. Abraham Lee von M. Samuel Lee geänderte Predigttexte. M. Samuel Lee dirigierte auch den Verlauf der Sommerkonferenz, wie er nur gut meinte. Das war zu viel.

Im Herbst 1995 bat Stephan Choe bei einem Zusammentreffen der 5 Seniorenleiter P. Abraham Lee, Opfergabenbericht zu machen. P. Abraham Lee antwortete, man solle von ihm keinen Bericht verlangen, sondern ihm vertrauen. (Zwei Jahre später bat M. Maria Kwon bei der Versammlung der Leiterfrauen M. Sarah K. Lee, Bericht von der Opfergabe zu geben, und M. Sarah Lee versprach dies. Aber P. Abraham Lee tadelte etwa später M. Paulus Kwon und sagte zu ihm: Man solle ihm vertrauen.) Die vier Seniorenleiter schlugen P. Abraham Lee vor, über wichtige Anliegen der UBF Deutschland gemeinsam zu sprechen, gemeinsam Entscheidungen zu treffen und gemeinsam die Verantwortung zu tragen. P. Abraham Lee willigte aber nicht ein. Auf Drängen zur gemeinsamen Entscheidung hin sagte er, er müsse sich je nach dem Anliegen entscheiden, ob er allein oder gemeinsam Entscheidung treffen solle. Einmal waren die 5 Leiter doch einig, die Satzungen der UBF Deutschland zu verfassen. M. Kaleb Hong sollte die Vorlage schreiben. Aber P. Abraham Lee änderte später seine Meinung, und keine Satzungen entstanden. Nach dieser Scheiterung waren Stephan Choe und Kaleb Hong beim persönlichen Gespräch, beispielsweise auf der Jugendkonferenz am Ende Dez. 1999 im Winterberg einig, dass man P. Abraham Lee zur Verfassung der Satzung bewegen soll.

Im Jahr 1996 gab es Konflikte zwischen den Mitarbeitern der UBF Köln und P. Abraham. Da erreichte die Meldung in Deutschland, dass die Leitung der UBF Korea P. Abraham Lee eine längere Zeit zum Training nach Korea laden würde. Es gab auch die Meldung, dass die höchste Leitung der UBF P. Abraham Lee durch M. Peter Chang als Leiter der UBF Deutschland ersetzen würde. Angesichts dieser Situation versammelten sich alle Leiter während einer Leiterkonferenz im Herbst ohne P. Abraham Lee  „inoffiziell“. Bei dieser Versammlung waren sie darin einig, im Namen aller Leiter der UBF Deutschland einen Brief durch Kaleb Hong an Hirte John Zun zu schicken. In dem Brief äußerten sie, dass alle Leiter der UBF Deutschland dagegen waren, dass P. Abraham Lee durch einen anderen ersetzt werde oder in Korea eine lange Zeit Training bekomme. Der Brief war auch ein indirekter Ausdruck, dass die höchste Leitung der UBF die selbständige, zusammenarbeitende Leitung der UBF Deutschland respektieren möge. So ist P. Abraham Lee weiter als Leiter geblieben.

Als im April 2000 die Reformbewegung in Korea begann, erkannten wir, die reformgesinnten Leiter Deutschlands, die Notwendigkeit, Information und Meinung auszutauschen, um die Reformbewegung in Korea richtig zu verstehen und die UBF Deutschland zu reformieren. P. Abraham Lee untersagte direkt oder indirekt jeden offenen Informations- und Meinungsaustausch. Aus der Geschichte wußten wir aber, dass die Behinderung von freien Informations- und Meinungsaustausch nur Korruption und Alleinherrschaft fördert.

Am 27. Mai 2000 trafen die 5 Seniorenleiter in Köln. Sie tauschten über die Reformbewegung in Korea Meinung aus. P. Abraham Lee, M. Kaleb Hong und Peter Chang behaupteten, man solle die Fehler oder Sünden des höchsten „Knechtes Gottes“ in die Hände Gottes überlassen und ihn nicht kritisieren, sondern seiner Leitung absolut gehorchen. M. Peter Chang behauptete sogar, dass die Reformhirten, insbesondere H. Caleb Chung und John Kim (Myungryun UBF), wegen ihrer schlechten Liebesbeziehung zu M. Samuel Lee rebelliert hätten. Isaac Lee und Stephan Choe sagten etwa so: „Die Bibel lehrt, die Lehre der Bibel muß ohne Ansehen der Person für alle, sowohl für „kleine“ Leute als auch für „große“ Personen, gelten. Es ist richtig, dass man auch M. Saumuel Lee zur Buße ermahnt, wenn er etwas Wichtiges falsch gemacht hat. Man soll nicht zuallererst die Liebesbeziehung zu einem Menschen betonen, sondern die Liebesbeziehung zu Gott, denn nur diese Beziehung ist absolut. Die Liebesbeziehung zwischen den Menschen muß aber auf dem Grund der Wahrheit ruhen.“

Bei dieser Versammlung bestimmten sie auch die Predigttexte und das Thema der Sommerkonferenz. Am Rand des Gesprächs sagte P. Abraham Lee aber, dass er, falls wenn M. Samuel Lee das Konferenzprogramm ändern würde, nichts dagegen tun könne. Seine Randbemerkung zeigte noch mal die Notwendigkeit dafür, dass wir uns bezüglich der Durchführung der Sommerkonferenz und auch der Leitung der UBF Deutschland ehrlich und offen Meinung austauschen sollten, damit wir uns einen Reformvorschlag erarbeiten und P. Abraham Lee diesen Reformvorschlag vorlegen könnten. Wir wollten uns dabei einen Vorschlag darüber erarbeiten, wie die europäische Sommerkonferenz  2000 Gott gefallen und Gottes Wort den deutschen Bibelschülern gut ankommen könnte.

Es gab natürlich Einwende gegen diese „inoffizielle“ Versammlung. Aber die Bibel lehrt uns, dass es nicht entscheidend ist, ob eine Versammlung  eine „offizielle“ Versammlung ist oder eine „inoffizielle“. Entscheidend ist es, ob man bei ihrer Versammlung etwas Böses unternimmt oder etwas Gutes.

Die ersten Christen glaubten, sie gehörten dem Volk Gottes. Darum wollten sie mit allen Juden eins bleiben und sie zum Glauben an Jesus führen. Deshalb trennten sich Jesus und die ersten Christen nicht von Juden, sondern besuchten Gottesdienste im Tempel oder in den Synagogen. Sie versammelten sich aber oft „inoffiziell“, wie 120 Jünger in einem Dachgeschoss kurz am Pfingsten. Die Oberen des Judentums betrachteten aber die Christen als Bedrohung für ihre Autorität und als Irrlehrer. Die Christen wurden aus dem Tempel, Synagogen und aus Jerusalem verjagt (Agp. 9). Dadurch entstand die unabhängige Christengemeinde.

Im Alten Testament gibt es viele Bücher von Propheten. Gott schickte immer wieder seine Propheten, um die Kirche oder sein Volk zur Buße und zur Reform aufzufordern. Die Kirche oder Gottes Volk muß früh genug Sünde als Sünde einsehen, Buße tun und sich aktiv reformieren lassen. Das ist die einzige, biblische Lösung zur Überwindung der Krise. Aber die Oberen der Kirche hingen an ihrer Macht und verpassten die Gelegenheit der Buße.

Als Luther Missstände der Kirche nannte und die Kirche zur Reform aufforderte, nahm die Kirche seine konstruktive Kritik und seine Reformvorschläge nicht an, sondern bezeichnete ihn als Ketzer und verbannte ihn aus der Kirche. Deswegen wurde die Kirche gespalten. Die Gegenreform war eine verspätete Reparatur.

Gottes Werk der UBF begann auch mit den „inoffiziellen“ Versammlungen. Denn Samuel Lee und Sarah Barry waren eigentlich Mitglieder von Presbyterianischer Kirche, und die UBF begann ohne „offizielle“ Segnung der Presbyterianischen Kirche.

Etwa vor zwei Jahren versammelten sich die Leiter, die in der Gegend von Frankfurt wohnten, ab und zu zum gemeinsamen Bibelstudium, um sich gegenseitig zu stärken. Diese inoffizielle Versammlung wurde aber von P. Abraham Lee unerwünscht, und diese Bibelstunde wurde aufgehört.

Die biblische Geschichte und die außerbiblische zeigen uns, dass die Gläubigen das Recht für freie Versammlung, Meinungsaustausch und Verbesserungsvorschlag haben. Das ist auch das Grundrecht für die Menschen in dieser Gesellschaft. Die Kirchenleitung darf den Gläubigen dies Grundrecht nicht nehmen und es auch nicht einschränken. Sie braucht den freien Meinungsaustausch oder inoffizielle Versammlung nicht als Bedrohung betrachten. Sie soll vielmehr Meinungsaustausch fördern, gute Vorschläge aktiv annehmen und sich verbessern oder reformieren lassen.

Zurück zu den Anliegen der UBF Deutschland: Wir sahen durch das Ergebnis des Gespräches der 5 Seniorenleiter in Köln die Notwendigkeit bestätigt, uns zusammen zu treffen und Meinung  auszutauschen und Reformvorschläge auszuarbeiten. Wir trafen am 3. Juni 2000 in Wuppertal und waren uns einig, dass wir bei der Leiterversammlung in Köln am 5. Juni Pastor Abraham Lee bitten sollen, dass wir über die Reformbedürfnisse und insbesondere über die Planung und Durchführung der bevorstehenden europäischen Sommerkonferenz offen Meinungen austauschen sollen. P. Abraham Lee erlaubte unwillig die Diskussion, hörte aber nicht gern auf die reformfreudigen Meinungen, sondern versuchte energisch mit seiner „offiziellen“ Einstellung, d.h. die Reformbewegung in Korea und in Deutschland sei falsch und gefährlich, zu überreden.

Durch die parteiische Leitung von P. Abraham Lee wurde unmöglich geworden, dass wir bei einer Leiterversammlung offen und ehrlich sprechen und gemeinsam einen Reformentwurf zu machen. Darum versammelten wir uns am 23. Juni 2000 in Gießen und entwarfen Reformvorschläge. Dabei haben wir versucht, ohne negative frühere Ereignisse zu nennen möglichst einfache Forderungen als einen guten Anfang der Reform der UBF Deutschland zu stellen: Die Sommerkonferenz soll von den leitenden Missionaren Deutschlands selbständig geplant und durchgeführt werden. Man soll Gäste auf gerechte Weise sowohl Missionar Samuel Lee und andere aus USA als auch Seniorenhirten und andere Hirten aus Korea einladen. P. Abraham Lee möge Kassenberichte von den Zehnten aus ganz Deutschland vorlegen. Man soll ein 8 köpfiges Gremium als Entscheidungsorgan der wichtigen Angelegenheiten bilden.

Mit diesem schriftlichen Vorschlag trafen Isaac Lee, Paulus Kwon und Stephan Choe als Vertreter der Reformbewegung am 26. Juni im Kölner Zentrum mit P. Abraham Lee, Peter Chang und Kaleb Hong zusammen. P. Abraham Lee erklärte, er akzeptiere alle Forderungen der Reformleiter. Darum waren alle 6 Leiter einig geworden, zunächst gemeinsam auf die Sommerkonferenz konzentriert vorzubereiten und nach der Konferenz diese Vorschläge – Gremiumbildung und Opfergabenbericht – in die Tat umzusetzen. Wir haben gemeinsam die Konferenz vorbereitet. Leider hat aber P. Abraham Lee ohne Beratung mit uns die koreanischen Senioren- und Juniorenhirten aus der einzuladenden Gäste-Liste gestrichen. Wir protestierten dagegen. Wir hatten schon mehrmals gesagt, dass der Predigtstil und der Inhalt den Deutschen passen sollen, damit die Glaubensanfänger keine unnötigen Schwierigkeiten bekämen, denn die Deutschen sind auf den Hitlerstil sehr allergisch. Dies wurde bei der Sommerkonferenz ignoriert; einige schrieen unnötig laut und gebrauchten harte Ausdrücke. Und M. Esther Bae sollte Lobgesang beim Dankopfer singen. Darum übte sie fleißig. Aber man gab ihr 5 Minuten vor dem Beginn des Gottesdienstes Bescheid, dass sie nicht singen bräuchte, weil das amerikanische Vocalteam singt. Musiker sind reich an Emotion und können deswegen leicht verletzt werden. Die Sommerkonferenz wurde trotz einiger Probleme durch Gottes Segen gnädig beendet. Wir danken Gott dafür.

Wir erwarteten, dass unsere Reformvorschläge nach der Sommerkonferenz bei der Leiterkonferenz in Rehe am 6. Sept.. konkret umgesetzt werden würde, wie P. Abraham Lee versprochen hatte. Zu unserer Überraschung schickte er aber vor einigen Tagen der vorgesehenen Leiterkonferenz jedem Leiter ein E-Mail, in dem er schrieb, dass er Stephan Choe und Isaac Lee wegen des Nichteinhalten der „geistlichen Ordnung“ verbiete, an der Leiterkonferenz und an der Leiterversammlung teilzunehmen, bis sie Buß-Stellungnahmen an ihm schicken. Wir schickten sofort ein Protestschreiben mit Unterschrift aller Reformleiter an ihm und sagten, dass seine Maßnahme nicht richtig sei und dass wir alle, inklusive der beiden Leiter, an der Leiterversammlung teilnehmen und dort sprechen werden. P. Abraham Lee stellten drei Nicht-Leiter vor dem Eingang des Konferenzsaals auf, damit sie den Eintritt der beiden Leiter hindern sollten. Aber die beiden Leiter traten in den Saal ein. P. Abraham Lee sagte immer wieder, dass er, solange die beiden im Saal blieben, die Leiterversammlung nicht beginnen wolle. Am Abend gegen 9 Uhr kam P. Abraham Lee in wieder und verlangte in entschlossenener Ton, dass die beiden unverzüglich die Versammlung verlassen müssten. Wegen seiner ungerechten Aufforderung kamen alle reformgesinnten Leiter aus dem Saal heraus und verfaßten ein Schreiben an ihm. Darin forderten wir ihn auf, die Strafmaßnahmen gegen die beiden sofort zurückzunehmen und sein Versprechen der Reform in die Tat umzusetzen, damit wir wieder gemeinsam mit ihm die Leiterversammlung haben können.

Inzwischen versuchten wir durch M. Paulus Kwon und Andreas, P. Abraham Lee dazu zu bewegen, die ungerechte Strafmaßnahme zurückzunehmen, aber bisher vergeblich. Wir versammelten uns daher bei der regulären monatlichen Termin der Leiterversammlung in Kassel oder Frankfurt. Dabei lernten wir Gottes Wort, beteten gemeinsam und hörten Vorträge über Luther und Calvin.

  1. Ziel und Perspektive
  2. Wir bekennen zuallererst, dass Jesus unser Herr und Christus ist. Wir wollen zuallererst dafür beten, dass Jesus für jeden Menschen, in unserer Gemeinde und in dieser Gesellschaft als Herr und Christus gilt. Darum wollen wir die persönliche Gemeinschaft mit Jesus als allerwichtigste fördern, und diese persönliche Gemeinschaft mit Jesus soll die Basis für alles werden.
  3. Wir bekennen, dass wir in erster Linie Gottes Kinder, ja Christen sind. Das heißt, wir sind Mitglieder der universalen Christengemeinde. Es ist wichtig, dass wir unsere Identität als Gottes Kinder und Mitglieder der universalem Christengemeinde klar erkennen und bekennen. Als Gottes Kinder wollen wir auf Gottes Stimme gut hören und ihn verherrlich. Als Glieder der universalen Christengemeinde wollen wir dafür wirken, dass wir Gott besser die Ehre geben und die universale Christengemeinde aufbauen. Nach dieser Identität wollen wir die Gemeinde UBF reformieren und aufbauen.

Jede Organisation und jede Kirche ist nicht absolut und ist auch nicht ewiger Natur. Aber die universalen Christengemeinde ist ewig und absolut. Im Alten Testament wird diese universale Gemeinde Gottes als „Gottes Volk“ bezeichnet, im Neuen Testament als „die berufenen Heiligen“, in anderen Worten die universale Christengemeinde. Der biblische Ausdruck „die Übriggebliebenen“ bedeutet eben die treuen Gläubigen in der universalen Christengemeinde bzw. im Gottesvolk. Wir gehören also zuerst der universalem Christengemeinde und danach der Gemeinde UBF. Wir vertreten zuerst die universale Christengemeinde und danach die UBF. Wir lieben unsere Gemeinde UBF, aber wir wollen in erster Linie danach trachten, wie wir die universale Christengemeinde besser aufbauen können. Darum wollen wir das Salz der Erde und Licht der Welt sein und gute Jünger Jesu sein, so dass die universale Christengemeinde gut aufgebaut wird. Jeder von uns soll in erster Linie als ein guter Christ sein und danach ein guter Mitglied der UBF. Darum sollen wir danach trachten, dass durch unser Glauben, Lebenswandel und Wort die Christen in der universalen Christengemeinde guten Ruf unter den Ungläubigen haben und das Evangelium soll glaubwürdig und mächtig bezeugt werden. Wir wollen andere christliche Organisation oder Kirche nicht als Konkurrenz oder gar als Feinde betrachten, sondern als andere Glieder eines einzigen Leibes. Darum soll der Aufbau der Gemeinde der UBF daran gedacht werden, wie die UBF als ein Glied der universalen Christengemeinde anderen Gemeinden und Kirchen dienen und zusammen arbeiten. Wir wollen

  1. Wir wollen unseren Glauben und unsere Gemeinde auf dem Fels, d.h. auf Christus und auf dem Wort Gottes bauen, damit wir und unsere Gemeinde felsenfest steht und gut aufgebaut werden. Dazu wollen wir unseren Glauben und unsere Gemeinde im Licht der gesamten Bibel und gemäß der gesunden Vernunft prüfen und richtig Fundament legen und gut aufbauen.

Gott hat bisher unsere Gemeinde UBF gut gebraucht. Aber eine gründliche Bearbeitung der Lehre und der Praxis im Licht der gesamten Bibel und auf grund der gesunden Theologie wurde noch nicht getan. Daraus entstanden Fehler und Mißbrauch.

Als ein Beispiel nehmen wir das Wort „Berufung“. Man hat mit dem Begriff „Berufung“ sehr oft die Verbindlichkeit an der Mission betont. Natürlich wird in der Bibel ab und zu das Wort „Berufung“ auch für die Erwählung für die bestimmte Mission gebraucht, und die treue Haltung gegenüber dieser Mission ist auch richtig und wichtig.  Im Neuen Testament wird aber das Wort „Berufung“ meistes im Sinn der „göttlichen Erwählung“ der Heiligen gebraucht. Seht euch Röm 1,7 oder 1. Kor 1,2. Da werden Christen als „berufene Heiligen“ bezeichnet. Mit dem Wort „Berufung“ betont die Bibel also immer wieder, dass Christen von Gott aus der Finsternis zu dem wunderbaren Licht Gottes berufen und Gottes Kinder geworden sind (1. Petr 2,9). Wir sollen also mit dem Wort „Berufung“ mehr die einseitige Gnade der Erwählung Gottes als seine Kinder betonen, dafür danken und unsere Hoffnung auf das Himmelreich setzen. Wir sollen diese Gnade betonen und uns an dieser Gnade festhalten.

Ein anderes Beispiel: Man hat die Wichtigkeit einer Person sehr betont. Es ist wahr, dass ein kreativer Gottesmensch wichtig ist. Aber die Betonung der Wichtigkeit von einer Person kann eine einfache Vereinfachung des Wirkens Gottes werden. Beispielsweise haben einige die Geschichte der UBF Deutschland als Beiträge von einer oder einigen Personen dargestellt.  Aber wir haben doch oben gesehen, dass Gott sehr viele Personen für sein Leben-gebendes Werk durch die UBF in Deutschland gebraucht hat. Darum kann niemand behaupten, er habe allein den entscheidenden Beitrag für das Werk Gottes geleistet. Es gab verschiedene Faktoren und Mitwirken von verschiedenen Personen. Gott hat aber alle diese Faktoren und Mitwirken von ihnen gebraucht, um sein Werk zu tun. Deswegen ermutigt die Bibel uns dazu, dass wir einander hoch schätzen, gemeinsam mit Gebet planen und gut zusammen arbeiten sollen. Wir sollen nicht vergessen, dass Gott. bzw. Jesus ist der Herr und der wahre Leiter unserer Versammlung ist. Eine vereinfachte Darstellung als Werk einer Person oder einigen wenigen Personen kann die Leute, die die Geschichte nicht gut kennen, beeindrucken, oder solche Darstellung kann leichtverständlich sein. Und die Betonung der Wichtigkeit einer Person könnte die Zuhörer dazu motivieren, sich hingabevoll einzusetzen, um eine wichtige historische Person zu werden. Aber man kann leicht dazu verleitet werden, dass man Hingabe und Beitrag vieler scheinbar unwichtigen Mitarbeiter übersehen und nicht gut zusammen arbeiten, sondern versuchen, vieles allein zu bestimmen. Man wird auch dazu verleitet, dass sich nicht auf Gott verlässt, sondern auf die eine Person. Oder man gibt nicht Gott Ehre und Dank, sondern der einen Person. Der Leiter könnte unbewusst und mit guter Absicht autoritär werden, viele könnten unter seiner autoritären Leiterschaft leiden. Die Bibel lehrt uns aber, dass Gott allein die einzige wichtige Person ist und alle aber Mitarbeiter sind.

Viele haben hart gestritten, ob UBF als Missionsgesellschaft (koreanisch: „Seon-Gyo-Hö“) bleiben soll oder eine Kirche bzw. Gemeinde (koreanisch „Gyo-Hö“) werden soll. Aber man hat den Begriff ohne richtige Definierung der beiden Begriffe „Seon-Gyo-Hö“ und „Gyo-Hö“ gestritten. Darum konnte man trotz ihres heftigen Streites nicht zur Einsicht kommen. Das kommt daher, dass man Definition solcher wichtigen Begriffe nicht richtig kennengelernt haben. Im klassischen Verständnis sieht eine Missionsgesellschaft ihre Aufgabe darin, Missionare auszusenden und sie in finanzieller und geistlicher Hinsicht zu unterstützen. Die Aufgabe der Missionare besteht im klassischen Verständnis darin, Menschen zu bekehren, die Gemeinde zu gründen und dann die Gemeinde den einheimischen Christen zu überlassen. Worin soll die Aufgabe der UBF bestehen? Was sollen wir als Missionare tun? Wir brauchen also aus Erfahrungen anderer und aus Geschichte lernen und kluge, gute Strategie entwickeln. Ein Beispiel der Fehlentwicklung bei uns: Man hat betont, dass wir die Weltmission durch die Laienmissionare betreiben. Die Missionare sollen ihre Missionsarbeit selbständig finanzieren. Wozu sollte aber die Zentralle der UBF so viele Opfergabesammlung bei sich haben, während die meisten Laienmissionare unter Armut leiden? Dieses Beispiel zeigt, dass eine gründliche vernünftige Bearbeitung in verschiedenen Bereichen fällig ist. Wir brauchengründliche biblische und theologische Bearbeitung. Es ist kein Zufall, dass Calvin bei der Reformation das Buch „Der Unterricht im christlichen Glauben“ geschrieben hat. Ohne solche Arbeit wäre die Reformation nur ein Eintagsgeschäft gewesen.

Wir wollen mit der gründlichen biblischen, theologischen Bearbeitung anfangen. Natürlich stehen wir auf dem Boden der Reformatoren von Luther, Calvin, Puritaner und denen, die bibeltreu sind. Es gibt unter uns doch einige, die die Bibel gut kennen und durch das intensives Studium an der guten theologischen Hochschule vorbereitet sind.

  1. Wir wollen dafür beten, dass es in unserer Gemeinde voller Gnade und Wahrheit ist. Jesus ist voller Gnade und Wahrheit (Joh 1,14). Wir beten dafür, dass die Erkenntnis des Herrn voll in uns, in unserer Gemeinde, in Deutschland und in der Welt ist. Die Wahrheit bedeutet als erstes die Erkenntnis von Gott und von der Wahrheit Gottes. Wir wollen Gott und Jesus Christus besser erkennen und richtig verkünden.

„Voller Wahrheit sein“ bedeutet auch, dass es nicht die Unwahrheit oder Lüge herrscht, sondern die Wahrheit und die Ehrlichkeit herrscht.

Wir beten auch, dass es in uns, in unserer Gemeinde, in Deutschland und in der Welt die Gnade herrscht. Die Gnade kann Gesetzlichkeit, Sünde, Teufel, Haß besiegen und uns Liebe, Freundlichkeit, Frieden und Einheit schenken. Die Gnade Gottes kann alle verletze, verzagte Menschen heilen und aufbauen. Die Gnade kann uns helfen, alle Schwierigkeiten oder Verzweiflung oder Probleme zu überwinden und die Herrschaft Gottes zu erfahren.

  1. Wir wollen durch die gute Jüngererziehung die Weltmission langfristig und erfolgreich vorantreiben. Das Wort „Jünger“ bedeutet in der Bibel eigentlich „Christen“ (Apg 13,26). D.h. Jünger bedeuten, die an Jesus glauben und ihm gehören und ihm ähnlich sind. Das ist die grundlegende Bedeutung. Dazu kommt die Bedeutung hinzu, missionarisch tätig zu sein. Gute Jünger sind dann diejenigen, die richtig an Jesus glauben, ihm gehören und ihm ähnlich sind, dazu aus Dankbarkeit gerne das Evangelium weitergeben. Wenn wir solche Jünger werden und solche Jünger erziehen, können wir die Weltmission langfristig gesehen sehr wirksam und erfolgreich betreiben. Wir wollen durch unsere persönliche Liebesbeziehung zu Jesus und durch unser Zeugnis von Wort und Wandel junge Leute und alle Leute, wie Familienangehörigen, Verwandte, Freunde, Nachbar und Christen in anderer Gemeinde als Mitarbeiter für die Weltmission gewinnen. Wir wollen sowohl dynamisch das Evangelium predigen als auch durch Wort und Taten Jesus Christus glaubwürdig und überzeugend bezeugen.
  2. Wir wollen „Nevius Methode“ verwenden und deutsche Mitarbeiter, die Gott auserwählt, als Leiter aktiv fördern. Wir beten, dass deutsche Mitarbeiter in absehbarer Zeit als Leiter der UBF im Vordergrund aktiv wirken. Dazu wollen wir viel beten, ihnen nötige, bestmögliche Ausbildung und Fortbildung als Leiter und Diener des Herrn geben. Sie werden dadurch den Schafen passend und in der Kraft des Geistes mächtig wirken. Die koreanischen Missionare werden die deutschen Leiter gut unterstützen. Wir haben Zuversicht, dass Gott deutsche Leiter als seine Knechte gut gebraucht, so dass Gott durch sie zahlreiche jungen Menschen, Studierenden und noch andere Menschen zum Glauben führt und sie als seine Jünger gut erzieht und Gottes Reich erweitert. Gott wird auch koreanische Missionare kostbar gebrauchen. Natürlich sollen weitere viele koreanische Missionare nach Deutschland kommen.
  3. Wir werden passende, bestmögliche Bildung und Fortbildung als Christ, Bibellehrer, Leiter und als Laienbibellehrer aktiv fördern. Dazu wollen wir günstige Modelle entwerfen.
  4. Wir werden biblische und effektiv zusammen arbeitende Modell der Gemeinde entwickeln. Dazu brauchen wir Gottes Hilfe und viele Anregungen und Idee und Forschungsarbeiten.
  5. Vor allem wollen wir aus der originellen Kraftquelle, nämlich Gebet, Gottes Wort, Heiliger Geist, Zusammenarbeit die Kraft schöpfen, die Herrlichkeit Gottes offenbaren und Gott die Ehre geben. Amen!

Quelle: http://web.archive.org/web/20060108112935/http://www.ubf-reform.de:80/deutschland/verlauf2000.htm