In seinem zweiten Brief an die Gemeinde in Korinth kommt der Apostel Paulus im Kapitel 11 auf ein ernsthaftes Problem zu sprechen. Es sind angebliche geistliche Leiter aufgetreten, die sich aufblasen und über die anderen herrschein wollen. Paulus nennt sie wegen dieser anmaßenden Haltung „Überapostel,“ und verurteilt sie deswegen und wegen ihrer falschen Lehren als „falsche Apostel und betrügerische Arbeiter“. Interessanterweise beklagt sich Paulus aber nicht nur über diese „Überapostel“, sondern auch über die Gemeindemitglieder, weil sie solche falschen und herrschsüchtigen Leiter über sich dulden, und dies auch noch für besonders geistlich und demütig halten. Ironisch schreibt Paulus: „Ihr ertragt gerne die Narren, ihr, die ihr klug seid!“ Er wirft ihnen vor, dass sie von den „Überaposteln“ auch extremen geistlichen Missbrauch ertragen: „Ihr ertragt es, wenn euch jemand knechtet, wenn euch jemand ausnützt, wenn euch jemand gefangen nimmt, wenn euch jemand erniedrigt, wenn euch jemand ins Gesicht schlägt.“ Es ist erstaunlich, wie treffend hier die Situation in der UBF-„Gemeinde“ in Bonn beschrieben wird. Solch einem unbegreiflichen Verhalten kann Paulus wieder nur mit Ironie entgegnen: „Zu meiner Schande muss ich sagen, dazu waren wir zu schwach!“

Tatsächlich ist es kaum nachvollziehbar, wie viel die Bonner UBF-Mitglieder von ihrem Leiter, Peter Chang, erdulden. Sie lassen sich nicht nur ausnützen, erniedrigen, schlagen und abhängig machen, sie lassen ihn sich sogar in ihre Ehen und Familie einmischen, und merkwürdigerweise sind sie trotzdem dennoch jederzeit bereit, weiter für ihn auszusagen und sogar die Aussagen von leiblichen Geschwistern oder Ehepartnern als Lügen und Verleumdung darzustellen und Gegendarstellungen zu Gunsten von Peter Chang zu schreiben. Warum ertragen die Mitglieder von UBF Bonn den geistlichen Missbrauch, warum sagt niemand etwas? Dieses „Schweigen der Lämmer“ scheint unerklärlich zu sein. Die Vorwürfe gegen Peter Chang und die Schilderungen der Zustände in UBF Bonn sind so unglaublich, dass man fast geneigt ist, der UBF-Propaganda zu glauben, nach der alles nur Verleumdungen sind. Doch leider entsprechen die Berichte den Tatsachen, und ähnliches wurde auch von anderen UBF-„Gemeinden“ berichtet, wenn auch meist nicht so extrem wie in Bonn. Wir wollen hier versuchen, dieses Phänomen besser verständlich zu machen, indem wir einige der psychologischen Mechanismen offen legen, die sich Peter Chang zu nutze macht.

Zunächst ist festzustellen, dass es sich um ein sogenanntes „Bindungs-Phänomen“ handelt. UBF und andere ähnliche Gruppen, die auf den Prinzipien von „Shepherding;“ „Discipling“ und „Covering“ aufbauen, beruhen auf starken emotionalen Beziehungen und Bindungen zu Menschen und der Gesamtorganisation, die ein hierarchisch-autoritäres System darstellt. Diese starken persönlichen Beziehungen und Bindungen sind der Kitt, der UBF zusammenhält, weniger der gemeinsame Glaube oder die gemeinsame Aufgabe der „Weltcampusmission.“ Die Beziehungen sind dabei immer gerichtet: Einer ist der „Hirte,“ der andere das „Schaf.“ Die „Schafe“ können dabei je nach Veranlagung eine starke Abhängigkeit von ihrem „Hirten“ entwickeln, bis hin zu einer echten „Hörigkeit,“ und UBF ist auch darauf angelegt und lehrt, dass die „Schafe“ ihrem „Hirten“ absolut vertrauen und gehorchen müssen. Wie funktionieren solche Bindungen, warum lassen sich junge Menschen darauf ein, und leben jahrzehntelang in solcher Abhängigkeit von anderen Menschen?

Eine Erklärung wäre, dass UBF-Mitglieder eine abhängige (asthenische) bzw. dependente Persönlichkeitsstörung aufweisen. Dabei handelt es sich um eine psychische Persönlichkeitsstörung, die durch abhängiges, unterwürfiges Verhalten, mangelnde Selbständigkeit und Entscheidungsfähigkeit und Angst vor Verlassenwerden und vor Kritik gekennzeichnet ist. Personen, die unter dieser Störung leiden, nehmen sich selbst als hilflos und inkompetent wahr und überlassen anderen die Verantwortung für wichtige Bereiche des eigenen Lebens. Die Frage ist, ob diese Persönlichkeitsstörung erst in UBF hervorgerufen wird, oder ob bereits vorher eine Veranlagung dazu bestand. Es ist stark zu vermuten, dass bei vielen von UBF angeworbenen Mitgliedern zumindest eine derartige Veranlagung bestanden haben muss, andernfalls ist es kaum erklärlich, dass sie es in UBF überhaupt „aushalten“ konnten. Da UBF die Studenten auf dem Campus zu Hunderten und Tausenden anspricht, ist es kein Wunder, dass sie auch auf Studenten mit bestimmten Veranlagungen und persönlichen Schwächen treffen, die von der Gruppe für ihre Zwecke ausgenutzt werden können. In diesem Sinne könnte UBF als eine Art Fangnetz angesehen werden, in dem sich hauptsächlich Studenten mit dependenter Persönlichkeitsstörung und allerlei anderen Problemen verfangen, die sie empfänglich für die Lehren und Praktiken in UBF machen. Auf der anderen Seite muss gesagt werden, dass gerade in der Anfangsphase kein unterwürfige Verhalten gefordert wird, sondern die Studenten wie in anderen Sekten scheinbar respektiert und mit Liebe „bombardiert“ werden („love bombing“). Erst später, wenn sich eine soziale und spirituelle Abhängigkeit von der Gruppe und ihren Leitern gebildet hat, wird von ihnen gefordert, sich unterzuordnen, und der eigentliche geistliche Missbrauch beginnt. Dies kann teilweise erst Jahre später anfangen. Die Leiter scheinen sehr gut zu wissen, wie weit sie bei jemandem gehen können. Sobald Mitglieder Zeichen von Schwäche, Schuldgefühlen oder Abhängigkeit zeigen, wird dies gnadenlos von den Leitern ausgenutzt, um sie zu manipulieren.

Derartige Bindungs-Phänomene sind für Außenseiter kaum zu verstehen. Jahrelang ausgeübter Gruppenzwang und Indoktrination in den wöchentlichen „Bibelstudien“ und „Stellungnahmevortragstunden“ mit den immer gleichen Lehren, ein System von Strafe (Beschuldigung) und Belohnung (Anerkennung), das ständige Zusammensein mit UBF-Mitgliedern und die gleichzeitig immer stärkere Trennung von Freunden, Familie und anderen Christen können auf Dauer nicht ohne Wirkung bleiben. Begriffe wie „Gehirnwäsche“ und „Gedankenkontrolle“ drängen sich auf. Hinzu kommen die ständigen emotionalen Wechselbäder, wenn man z.B. ein „Teufelskind“ genannt wird, weil man nicht zum Bibelstudium gekommen ist, oder wenn man umgekehrt Applaus von Hunderten Menschen auf einer UBF-Konferenz für das Vortragen einer konformen „Stellungnahme“ bekommt, oder wenn man vom Leiter der UBF-Gemeinde mit einem anderen Mitglied „verlobt“ wird, und kurz vor der Heirat die Verlobung dann aufgrund irgendeines „Ungehorsams“ wieder aufgehoben wird. Derartige emotionale Erlebnisse können die Persönlichkeit stark verformen und zu kaum verständlichen Bindungs-Phänomenen führen, über die Außenseiter nur mit dem Kopf schütteln können.

Ein vergleichbares aus der Literatur bekanntes Beispiel für das Entstehen von paradoxen, nicht erklärlichen Bindungen unter Extremsituationen ist das sogenannte „Stockholm-Syndrom.“ Hier finden die emotionalen Wechselbäder zwar nur über einem relativ kurzen Zeitraum statt, sind aber ungleich extremer. Das Phänomen ging 1973 nach einem Banküberfall in der schwedischen Hauptstadt in die wissenschaftliche Literatur ein, als sich dort ein freundschaftliches Verhältnis zwischen Geiselnehmern und Opfern entwickelt hatte. In der lebensbedrohlichen, als ausweglos empfundenen Situation entwickelten die Opfer Sympathie für die Täter oder solidarisierten sich sogar mit deren Zielen. Es handelt es sich um einen unterbewussten psychologischen Schutzmechanismus. Vor dem Gefühl, ausgeliefert zu sein, schützen sich die Betroffenen seelisch dadurch, dass sie sich mit ihren Peinigern identifizieren. Diese Bindung kann auch nach dem Ende der Gefahr weiter bestehen. In Extremfällen stellen sich die Geiseln bei ihrer Befreiung sogar vor ihre Entführer und sehen die Polizei als Bedrohung an.

Eine Entführung oder Geiselnahme ist nach psychologischer Auffassung für einen Menschen eine der schrecklichsten Erfahrungen, die gemacht werden können. Plötzlich sind sie bedrohlichen Tätern hilflos ausgeliefert, wobei die Menschen in unterschiedlichster Weise reagieren können. Manche verweigern die Akzeptanz der Realität, manche geraten schnell in Panik und werden aggressiv, wieder andere starten Verhandlungsversuche. Doch nach einiger Zeit geben fast alle den Widerstand auf und ordnen sich aus Gründen existentieller Risikominimierung den Tätern unter. Manchmal begegnen ihnen die Opfer mit Freundlichkeit, bringen Essen oder suchen Kontakt. Das Gefühl von Nähe und Vertrautheit lässt eine Bindung zwischen beiden Parteien entstehen, die bis zur Freundschaft gehen kann. Wenn sich Opfer von Entführungen oder Geiselnahmen dann sogar mit ihren Peinigern solidarisieren, ist dies meist der verzweifelte Versuch, die Bedrohungssituation erträglicher zu machen. Die meisten Opfer befinden sich in einem ständigen Wechselbad der Gefühle – zwischen Hoffnung und Angst. Nach und nach werde ihnen immer deutlicher, dass der Geiselnehmer ihr Leben völlig in der Hand hat. Gleichzeitig versorgt er die Geiseln, sagt vielleicht auch mal ein freundliches Wort zu ihnen. Das wird von Opfern, die unter einem ungeheuren psychischen Druck stehen, bereits als Gnade angesehen.

Das Stockholm-Syndrom kann wie gesagt sogar so weit führen, dass sich Geiseln bei der Befreiung vor die Täter stellen und sich mit ihren Peinigern solidarisieren. Der Wissenschaft sind auch Fälle bekannt, in denen Opfer mit ihren Tätern enge emotionale Beziehungen eingegangen sind, die auch nach deren Freilassung nicht beendet wurden. Im Fall der in Costa Rica entführten deutschen Touristin Nicola Fleuchaus und ihrer Schweizer Reiseleiterin z.B. schließen Polizeipsychologen nicht aus, dass sie, um zu überleben, eine gewisse Nähe zu den Entführern gesucht haben. Dieser Mechanismus läuft völlig unterbewusst ab und verdeutlicht vor allem den Kampf ums Überleben. Das Opfer sieht das nicht als taktisches oder instrumentelles Verhalten. Es handelt sich um einen völlig vom Unterbewusstsein gesteuerten Mechanismus.Um in einer vernichtenden Situation seelisch überleben zu können, wird eine innere Übereinstimmung mit dem Angreifer gesucht. So findet man z.B. auch bei Folteropfern ein ausgeprägtes Verständnis für die Motive und Beweggründe ihrer Peiniger. Kindliche und jugendliche Opfer sexuellen Missbrauchs neigen dazu, die Täter zu entschuldigen und statt dessen die Schuld voller Scham auf sich zu nehmen. Oder die Tatsache, dass Prostituierte, die meisten von ihnen in der Kindheit sexuell missbrauchte Frauen, später häufig von missbrauchenden Männern, Zuhältern, abhängig werden, die diese präformierte psychische Struktur bei ihren Opfern ausnützen. Besonders Frauen scheinen dafür anfällig zu sein, in gewalttätigen Beziehungen zu bleiben und Misshandlungssituationen zu ertragen, und sich sogar noch schützend vor ihre Männer zu stellen.

Die fünf Tage dauernde Geiselnahme von vier Angestellten einer Bank in Stockholm fand besondere Beachtung, weil die Medien nicht nur die Folge der Ereignisse, sondern auch die Angst der Geiseln offen zeigten. Entgegen allen Erwartungen hatten diese mehr Angst vor der Polizei als vor den Geiselnehmern. In einem Telefongespräch mit Premierminister Olof Palme drückte eine Geisel diese für die Gruppe typische Angst so aus: „Die Räuber schützen uns vor der Polizei.“ Andere fragten sich nach ihrer Freilassung: „Warum hassen wir die Räuber nicht?“ Noch Wochen nach den Ereignissen und unter der Nachsorge von Psychiatern hatten einige der Geiseln paradoxerweise Alpträume über die Flucht der Straftäter und doch ihnen gegenüber keine Hassgefühle. Sie fühlten, dass sie ihnen ihr Leben zurückgegeben hatten und waren ihnen deshalb für ihre Großzügigkeit dankbar. Aber nicht nur wegen der überraschenden Äußerungen der Geiseln erlangte der geschilderte Banküberfall seine Berühmtheit, sondern auch, weil die Opfer nach Beendigung der Geiselnahme um Gnade für die Täter baten und diese auch später im Gefängnis besuchten. Eine damalige Geisel hat sich sogar später mit einem der Geiselgangster verlobt.

Obwohl es ein ganz anderes Phänomen zu sein scheint, hat das Stockholm-Syndrom doch sehr viel gemeinsam mit dem, was UBF-Mitglieder erleben. Auch in UBF erlebt man die ständige Bedrohung seines Lebens – zwar nicht seines physischen Lebens, aber des geistlichen, ewigen Lebens. Im „Bibelstudium“ wird den „Schafen“ zuerst ewiges Leben versprochen, und sie bekommen viele angenehme Dinge zu hören. Wenn sie dann aber überzeugt sind, ewiges Leben zu haben, fängt man an, es wieder in Frage zu stellen bzw. von der Qualität und Quantität des Mitwirkens in UBF abhängig zu machen. In UBF kann man sich des ewigen Lebens sicher sein, solange man wöchentlich seine Stellungnahmen schreibt, am Bibelstudium teilnimmt, seinem „Hirten“ gehorcht, keine Kritik äußert, „mit absoluter Haltung“ am UBF-Gottesdienst teilnimmt und selber mindestens einige „Schafe weidet.“ Man lernt, dass im Grunde nur die Hirten und Leiter entscheiden und beurteilen können, ob man „geistlich“ ist, und demnach ewiges Leben hat, oder nicht. Der Leiter ist dann der willkürliche Herrscher über das (ewige) Leben eines Mitglieds, genau wie ein Geiselnehmer das (physische) Leben der Geiseln in der Hand hat. UBF-Leiter sagen auch gerne: „Es ist eine Sache von Leben und Tod,“ womit sie nicht eine generelle Entscheidung für Gott meinen, sondern die „absolute Haltung“ beim Einhalten des Gottesdienstes und anderer Pflichtübungen in UBF. Ein UBF-Mitglied geht zumindest während der ersten Jahre durch ein ganz ähnliches Wechselbad der Emotionen wie die Geiseln bei einer Geiselnahme – mal wird einem gesagt, man sei „gerettet,“ mal nicht. Erst wenn man gelernt hat, sich konform zu verhalten und unterzuordnen, kann man in UBF davon ausgehen, sein ewiges Leben auch behalten zu dürfen. Dieses Konformgehen und die Unterordnung unter die Leiter kann als ein unbewusster Schutzmechanismus zum Erhalt des ewigen Lebens angesehen werden. Wie beim „Stockholm-Syndrom“ ist eine paradoxe, schwer erklärliche Bindung an einen „geistlichen Leiter“ entstanden, obwohl er seine „Schafe“ geistlich missbraucht.

Solche unerklärlichen Bindungen können unter extremen psychischen Umständen – und der langjährige Aufenthalt in UBF kann als etwas derartiges angesehen werden – von ganz gewöhnlichen Menschen entwickelt werden. Wie weit „ganz normale Menschen“ darin gehen, sich einer Autorität zu beugen und offensichtlich unmenschliche Anordnungen zu befolgen, hat auch der Sozialpsychologe Stanley Milgram in den 1960er Jahren in einem berühmt gewordenen Experiment dokumentiert. Er schrieb: „Ich wollte mit einem einfachen Experiment feststellen, wie viel Schmerz ein normaler Mensch einem anderen zufügen würde, einfach weil ihn ein wissenschaftlicher Versuchsleiter dazu auffordert. Reine Autorität wurde den stärksten moralischen Geboten gegenübergestellt, andere nicht zu verletzen, und obwohl die Schmerzenschreie nicht zu überhören waren, gewann in der Mehrzahl der Fälle die Autorität die Oberhand über das Gewissen. Die extreme Bereitschaft von erwachsenen Menschen, einer Autorität fast beliebig weit zu folgen, ist das Hauptergebnis der Studie…“ Dieses psychologische Phänomen der Bereitschaft von Menschen zur Unterordnung unter eine „Autorität“ muss bei dem Phänomen in Bonn ebenfalls berücksichtigt werden. Peter Chang wird von den Mitgliedern von UBF Bonn als die höchste „geistliche Autorität“ angesehen.

Um die starke Bindung der Mitglieder von UBF Bonn besser verstehen zu können, müssen wir noch konkreter werden, und die Methoden aus der Trickkiste des Peter Chang ein wenig offen legen. Dieser UBF-Leiter ist wie sein Ziehvater Samuel Lee, der Gründer der UBF, ein äußerst cleverer Psychologe, der äußerlich schwer erkennbare, aber wirksame psychologische Mechanismen anwendet, mit denen er die Mitglieder an sich bindet. Noch einmal die Frage: Warum lassen sich die Mitglieder von ihm so willig ausbeuten, unterwerfen sich dem strikten Programm, machen hohe Schulden, und lassen ihre Kinder und sich selbst von ihm erziehen und sogar schlagen? Wie gesagt werden die Menschen von ihm nicht auf physische Weise, sondern auf psychische Weise gefesselt und festgehalten, und eine solche mentale Bindung ist oft noch wesentlich stärker als eine reale Fessel. In der Tat war es ein Haupthindernis für eine Anklage gegen Peter Chang, dass die Leute sich freiwillig schlagen ließen. Hätte sie jemand festgehalten und dann geschlagen, dann hätte es sich um Freiheitsberaubung und Körperverletzung gehandelt. Wenn jemand aber die Hände freiwillig ausstreckt, um Schläge mit dem Stock zu erhalten, wird das vom Gesetz als „eigene Dummheit“ des Opfers angesehen, und die Züchtigung wird nicht geahndet. Das Gesetz weiß leider sehr wenig über die unsichtbaren psychologischen Fesseln, die den Opfern zuvor angelegt wurden, und diese lassen sich auch schwer nachweisen. Dennoch sind diese Fesseln vorhanden, und die Mitglieder von UBF Bonn sind dabei nicht nur mit einer, sondern gleich mit mehreren Ketten gefesselt:

Eine der stärken Fesseln ist die des Gefühls der Verpflichtung zur Dankbarkeit gegenüber UBF und Peter Chang. Dies wird unten genauer ausgeführt.

Eine ähnliche Fessel ist die der Verpflichtung zur Loyalität und Treue. Wie die Dankbarkeit handelt es sich eigentlich um Tugenden, die jedoch in einer extremen und übersteigerten Weise und nur auf UBF hin ausgerichtet verstanden werden. Die Loyalität wird in UBF Bonn den Mitglieder ganz konkret abverlangt, indem sie beispielsweise bei der Heiratszeremonie in UBF einen Eid leisten müssen, den „Hals für Peter Chang hinzuhalten“. Dieser Ausdruck wurde der Bibelstelle Röm 16,4 entnommen, wo sich Paulus dafür bedankt, dass Priska und Aquila für ihn ihr Leben riskiert haben (aber natürlich wollte Paulus damit nicht sagen, dass sie dazu verpflichtet gewesen waren). Indem Peter Chang diesen Eid abnimmt, macht er gleichzeitig die Rollenverteilung klar: Er selbst ist der Apostel Paulus, die anderen sind seine Mitarbeiter, die für ihn ihr Leben riskieren müssen, bzw. für ihn aussagen und ihn schützen müssen, wenn er in Schwierigkeiten steckt. An diesen Eid fühlen sich die verheirateten UBF-Mitglieder gebunden. Eigentlich sollte das zentrale Element bei einer Heiratszeremonie natürlich das Eheversprechen sein, d.h. das Versprechen der lebenslangen Treue zu seinem Ehepartner, bei einer UBF-Heirat wird aber das Treuegelöbnis zur UBF und ihren Leitern in den Mittelpunkt gestellt, auch als ewige Dankbarkeit dafür verstanden, dass sie die Heirat arrangiert haben. Das eigentliche Eheversprechen gilt dagegen in UBF nicht viel. Tritt ein Partner aus der UBF aus, wird dies für den anderen als ein hinreichender Grund angesehen, sich von ihm scheiden zu lassen und ein „loyaleres“ Mitglied zu heiraten. Derartige Fälle sind in UBF durchaus zahlreich aufgetreten. Die Leiter, insbesondere Peter Chang, drohen bei Ungehorsam nicht nur mit der Auflösung einer Verlobung, sondern gelegentlich auch damit, eine Scheidung zu veranlassen. Bei einer UBF-Heirat wird man also eigentlich mit UBF verheiratet, nicht mit seinem Ehepartner. Koreanische Missionare drückten dies vor allem früher häufig dadurch aus, dass sie als Eheringe Siegelringe mit den Buchstaben „UBF“ als Kopf aussuchten. Ihren Ehepartner bezeichnen sie als ihren „Mitarbeiter,“ ihre Ehe als eine „Hausgemeinde.“

Eine weitere Fessel besteht darin, dass UBF zum einzigen sozialen Umfeld der Mitglieder gemacht wird. Viele Studenten litten bereits unter Vereinsamung, als sie zu UBF kamen. Die Liebe und Aufmerksamkeit, mit der sie dort plötzlich überhäuft wurden, ließ sie schnell alle Vorbehalten ignorieren. Aber auch diejenigen, die ihre Familie oder einen Freundeskreis als soziales Umfeld hatten, verlieren dies relativ schnell in UBF. Dabei wird in UBF der Kontakt mit Freunden und der Familie nicht einmal direkt verboten. Doch das Programm, das in UBF absolviert werden muss, ist so angelegt, dass es völlig zeitfüllend ist. Für andere Kontakte und Aktivitäten besteht einfach aus Zeitgründen keine Möglichkeit mehr. Dieses UBF-Programm besteht aus der Teilnahme an Versammlungen am frühen Morgen und am Abend, aus Bibelstudium mit seinem „Hirten“ und eventuell schon seinen „Schafen“, aus zusätzlichen „Kreisversammlungen“ und „Gruppenbibelstudium“, „Stellungnahmevortragsstunden“, „Chorproben“ und vielem mehr. Hinzu kommen „Bibelschulen“, „Kennenlernabende“ und mindestens vier „Bibelkonferenzen“ im Jahr, die wochenlang mit zusätzlichen Versammlungen, Gesang-, Theater- und Tanzproben vorbereitet werden müssen. Die Teilnahme an all diesen Veranstaltungen ist verpflichtend und hat immer höchste Priorität, wobei immer ein künstlicher Gegensatz aufgebaut wird zwischen den Dingen, die man „für Gott“ tut, also allem, was mit UBF zusammenhängt, und dem Rest des Lebens, der sich sowieso nur noch auf Studium oder Beruf beschränken kann. Auch Studium und Beruf soll man „zur Ehre Gottes“ tun, sie haben aber nur zweite Priorität gegenüber UBF. Alles andere, wie Familienleben, Hobbys, Weiterbildung, Freundschaften außerhalb UBF usw. wird als „ungeistlich“ und „unnötig“ angesehen, und UBF-Mitglieder müssen aus Zeitmangel ganz darauf verzichten. Absolute Priorität hat jeweils der UBF-Sonntagsgottesdienst, der ohne Ausnahme („mit absoluter Haltung“, wie es in UBF heißt) eingehalten werden muss. Dies ist ein weiterer Grund, warum der Kontakt der Studenten zu den Eltern abbricht. Sie können sie nicht über das Wochenende besuchen, weil sie ja dann den UBF-Sonntagsgottesdienst verpassen würden. Und der Besuch eines Gottesdienstes in einer anderen Kirche zählt in UBF nicht. Während auf diese Weise der Kontakt zu Freunden und Eltern abreißt, wird die UBF zur neuen Familie. Oft trifft man sich wie in UBF Bonn schon morgens um 5 oder 6 Uhr zur „Frühgebetsstunde“ und hat anschließend ein gemeinsames Frühstück, bevor es zur Universität oder zur Arbeit geht. Dies schafft sehr enge soziale Bindungen.

Oft werden Gespräche mit den Eltern oder Freunden von den UBF-Mitglieder auch deswegen vermieden, weil sie eine Bedrohung für ihren „Glauben“ darstellen könnten, wenn diese Gesprächspartner gegenüber UBF skeptisch oder kritisch eingestellt sind. Jede Art von Kritik, auch offensichtlich berechtigte Kritik, wird als „Verfolgung“ interpretiert. Sie schweißt die Mitglieder nur noch stärker zusammen und bestärkt sie in dem Glauben, echte Christen zu sein, denn in der Bibel steht ja: „Alle, die fromm leben wollen in Christus Jesus, müssen Verfolgung leiden.“

Eine weitere starke Fessel, die einen Menschen in UBF halten kann, ist der Glaube, die Studentenmission in UBF sei „Gottes absolute Berufung“ für ihn oder sie. Sobald jemand in UBF zum Glauben an Gott gekommen ist, wird ihm gleichzeitig systematisch dieser Glaube der Berufung eingepflanzt. Der eigentliche Glaube an Gott und das Evangelium wird untrennbar mit dem Mitwirken in UBF verbunden. UBF zu verlassen, würde daher bedeuten, Gott und den Glauben zu verlassen. Den meisten Mitgliedern kommt gar nicht in den Sinn, dass sie die Option haben, UBF zu verlassen, ohne ihren Glauben an Gott zu verlieren, und sie meinen, dass man außerhalb von UBF gar kein Leben als aktiver Christ führen kann. Dieses Empfinden wird oft dadurch verstärkt, dass ihnen Kritik an UBF und der Vorschlag zum Austritt aus UBF meist von Nicht-Christen unterbreitet wird. Während bei einigen Mitgliedern die „sozialen“ Bindungen vorwiegen, ist bei anderen das soziale Umfeld in UBF eher unwichtig, aber sie haben tatsächlich den festen Glauben, UBF sei „Gottes Berufung“ für sie, weil sie dort auch selbst zum Glauben gekommen sind, und sie wollen „Gottes Berufung“ um nichts in der Welt verlassen. Dass UBF oder auch die Menschen in UBF ihnen selbst eigentlich nicht gefallen, nehmen sie dabei in Kauf.

Bei den meisten Mitgliedern ist auch der durchaus ernsthafte Wunsch vorhanden, anderen Menschen das Evangelium weiterzugeben, jedoch verbunden mit dem Glauben, dies sei nur in UBF, nur auf diese spezielle Weise und nur durch die eigene Anstrengung möglich. Die natürliche Art der Evangelisation (das „Abfärben“ auf die Umgebung, die eigene Familie, Freunde, Kollegen) wird nicht praktiziert. Im Gegenteil grenzt man sich wie gesagt alleine schon aus Zeitgründen von Familie, Freunden und Kollegen ab. Stattdessen praktiziert man eine „künstliche“ Evangelisation, das Einladen von völlig Fremden, die man zu seinen „Schafen“ macht. Man muss auch dazu sagen, dass Evangelisation in UBF im Grunde nur „Mitgliederwerbung“ bedeutet. In UBF spricht man auch nicht wie in anderen Gemeinden von „Evangelisieren“, sondern immer nur von „Einladen“ (zum Bibelstudium in UBF).

Eine andere Fessel, die viele in UBF hält, ist der Glaube, durch die Arbeit in UBF kein gewöhnlicher Christ, sondern etwas ganz Besonderes zu sein. Den Begriff der „königlichen Priesterschaft“, der in der Bibel auf das Volk Israel und später auf alle Christen angewendet wird, wendet man in UBF nur auf die eigene Organisation an. Auf UBF-Konferenzen wird immer wieder beschworen: „Ihr aber seid das auserwählte Geschlecht, die königliche Priesterschaft!“, und schon die Atmosphäre macht völlig klar, dass es hier nur um UBF geht. Alle anderen Christen werden als „lau“ und praktisch so gut wie ungläubig angesehen. Durch die Mitgliedschaft in UBF ist man Teil einer „geistlichen Elite“, während man ohne UBF ein Niemand wäre. Dies wird auch durch Äußerlichkeiten gezeigt, wie das obligatorische Tragen von Anzug und Krawatte, was eigentlich bei Studenten nicht sehr üblich ist (zumindest nicht in Deutschland). Plötzlich ist man irgendwie wichtig.

Eine ähnliche Fessel ist die der Anerkennung und Schmeichelei, an die sich UBF-Mitglieder gewöhnen, und von der sie sogar abhängig werden können. Es beginnt mit der erwähnten Phase des „love bombing.“ Aber auch später noch wird man für das Vortragen einer im Sinne der UBF guten „Stellungnahme“ und für konformes Verhalten ständig gelobt. Besonders die einheimischen Musterstudenten, die von der UBF umworben werden, erhalten viel Anerkennung, während behinderte, problematische oder ausländische Studenten weniger Aufmerksamkeit bekommen. Diese Musterstudenten werden schnell zu „Kreisleitern“ gemacht und sie dürfen auf UBF-Konferenzen predigen. Dies stachelt ihren Ehrgeiz an und verführt sie zur Heuchelei und Konformität, um weiter solche Aufmerksamkeit und Anerkennung zu bekommen.

Eine psychologische Fessel andere Art ist die der Irreversibilität der Entscheidung wegen der bereits „versunkenen Kosten.“ Dies ist ein aus der Wirtschaft bekanntes Phänomen, das aber auch hier beobachtet werden kann. Die Mitglieder haben sehr viel in UBF investiert (Geld, Zeit, Herz, Nerven) und auf der anderen Seite dafür schon viel zerbrochen und aufs Spiel gesetzt (frühere Freunde, Beziehung zu Eltern, Karriere an der Universität oder im Beruf, Hobbys). Durch einen Austritt aus UBF müsste man dies alles „abschreiben.“ Möglicherweise stellen sich einige Mitglieder ihre Arbeit in UBF als auf einem „himmlischen Konto“ vergütet vor (in einem falschen Verständnis von Mt 6,20) und denken, mit ihrem Austritt würde dieses Sparkonto annulliert. Zumindest spürt wohl jeder, der Jahre oder Jahrzehnte in UBF verbracht hat und so viel für diese Organisation geopfert hat, dass dies alles durch einen Austritt in Frage gestellt würde, vergebens und sinnlos würde. Man hat bereits so viel investiert, dass man nicht mehr zurück kann oder möchte.

Und Peter Chang lässt die Leute bewusst viel investieren: Zuerst wird die Beziehung zu den Eltern und Freunden kaputt gemacht, viele Tausende von Euros müssen für Missionsreisen, Zentrums- und Autokäufe, regelmäßige Opfer und Sonderopfer bezahlt werden, Kredite müssen aufgenommen werden, unendlich viel Zeit und Einsatz wird gefordert. Eine „Hirtin“ musste vor der schriftlichen Diplomprüfung in der Nacht so lang Stellungnahme schreiben, dass sie natürlich durchfiel. Nun hat sie nichts mehr. Alle Mitglieder von UBF Bonn haben im Grunde nichts mehr und lechzen daher so sehr nach der Anerkennung von Peter Chang. Nur seine Söhne erhalten eine andere Behandlung.

Mit der Fessel der „Investition“ verbunden ist die Fessel der „Werkgerechtigkeit“, also der Glaube, dass die Errettung durch den Glauben an den Heiland nicht ein für alle mal geschenkt ist, sondern verloren gehen kann, wenn man nicht fleißig genug gute Werke tut. In UBF bedeutet das, dass man fleißig der „Weltcampusmission“ dienen und sich jeden Tag durch das strenge Programm in UBF dafür disziplinieren und trainieren muss, um gerettet zu werden. Dieses Programm wiederum macht die Mitglieder nur noch indoktrinierter und werkgläubiger. Es entsteht ein Teufelskreis.

Die ständige Indoktrination ist eine weitere Fessel. Durch ständige Wiederholung der immer gleichen Gedanken können die UBF-Mitglieder im Laufe der Zeit einfach nicht mehr anders denken. Diese immer gleichen Gedanken werden wöchentlich in „Stellungnahmen“ aufgeschrieben und vor der Gruppe vorgetragen, und man muss sich jede Woche Dutzende immer wiederholenden Stellungnahmen anhören. Abweichende Gedanken werden sofort „abgeschnitten“, wie es im Sprachgebrauch von UBF heißt. Die Regelmäßigkeit und Kontinuierlichkeit des Programms, das sich wöchentlich wiederholt, bietet keine Verschnaufpausen, um einmal in Ruhe nachzudenken. Vielen würde es schon helfen, einmal drei Wochen lang ohne UBF-Programm zur Ruhe zu kommen und nachzudenken, und viele Mitglieder sehnen sich auch eigentlich nach einer solchen „Auszeit“. Doch eine solche „Pause von UBF“ ist schon der erste Schritt zum Ausstieg und wird daher in UBF verboten. Kommt man eine Woche nicht zum Bibelstudium oder gar zum Gottesdienst, wird man schwere Vorwürfe zu hören bekommen, als gefährdet angesehen, vom Glauben abzufallen, und einer Sonderbehandlung unterzogen. Meist wird auch sofort zu Hause angerufen und gefragt, was los ist, wenn man merkt, dass jemand zu einer Veranstaltung nicht erschienen ist. Danach werden einem solange Vorhaltungen gemacht, bis man doch kommt. Die meisten lassen daher keine Veranstaltung ausfallen, allein um das Affentheater zu vermeiden, das in einem solchen Fall veranstaltet wird. Man befürchtet auch, wie einem in UBF eingeredet wird, dass man vom Glauben abfallen würde, sobald man nur eine Woche lang nicht „treu sein Glaubensleben führt“, d.h. alles tut, was einem in UBF vorgeschrieben wird.

Neben der Indoktrination wird als weitere Fessel systematisch eine Einschränkung und Einengung des Gedankenhorizontes bewirkt. Die Bibel wird nur unter Zuhilfenahme der von UBF vorgegebenen „Fragebögen“ studiert, ohne weiteres Hilfsmaterial. Von der Benutzung von Kommentaren wird abgeraten. Das Bibelverständnis wird so allein aus den UBF-Predigten, Fragebögen und Stellungnahmen von anderen gewonnen. Alles wird dabei in den Kontext und die Sprache der UBF hineingezwängt. Es wird sogar behauptet, Abraham hätte „Bibelstudium“ gemacht. Die Bedeutung von vielen biblischen Begriffen wird umdefiniert und mit bestimmten festen Bedeutungen vorbelegt. Liest man dann Stellen in der Bibel, in denen solche Begriffe (wie etwa „Berufung“) vorkommen, versteht man sie automatisch als auf UBF bezogen. Auch sonst wird die Sprache reduziert und umdefiniert, um hierdurch das Denken einzuschränken und in vorgegebene Bahnen zu lenken. Dass in UBF der Ehepartner „Mitarbeiter“ und die Ehe „Hausgemeinde“ genannt werden, wurde bereits erwähnt. Auch die Titel „Missionar“, „Hirte“, „Schaf“, die den Mitgliedern gegeben werden, und der Titel „der Knecht Gottes“ (mit dem bestimmten Artikel) für den Leiter prägen das Denken entscheidend. Die UBF-typische arrangierte Heirat wird „Glaubensheirat“ genannt. Eine andere Weise zu heiraten wird dadurch automatisch als eine Tat aus Unglauben gekennzeichnet. UBF selbst heißt „das Werk Gottes“ (wieder mit dem bestimmten Artikel). Umgekehrt wird das Austreten aus UBF als „weglaufen“ bezeichnet, und mit Feigheit, Faulheit, Undankbarkeit und Verlassen der Berufung in Verbindung gebracht. Niemand möchte sich sagen lassen, „weggelaufen“ zu sein. Diese Art der Manipulation der Mitglieder durch eine eigene, die Gedanken einschränkende Sprache erinnert fatal an George Orwells „Neusprech.“ Hinzu kommt, dass die koreanischen „Missionare“ ein schlechtes und primitives Deutsch sprechen, das sich im Laufe der Zeit auch nicht verbessert, sondern eher verschlechtert, da sie meist nur untereinander kommunizieren und nicht von deutschen Studenten lernen wollen, sondern sie nur als „Schafe“ betrachten die man lehren und trainieren muss, weswegen in UBF alle auf diesem kleinsten gemeinsamen Nenner kommunizieren müssen. Die meisten deutschen Mitglieder haben sich das limitierte Vokabular, die falsche Wortstellung und fremdartige koreanische Aussprache sogar selber angewöhnt. Bestimmte wörtlich aus dem Koreanischen übernommene Redewendungen und andere merkwürdige Ausdrücke werden immer wieder benutzt, auch von den deutschen Mitgliedern: „Missionar Soundso war fatalistisch und sein Gesicht war dunkel, aber Gott hat ihn für das Pionierungswerk in Bonn kostbar gebraucht, und sein Gesicht wurde wieder hell.“ Kompliziertere und differenziertere Sachverhalte kann man in dieser „UBF-Sprache“ nicht ausdrücken. Ereignisse werden nicht einfach geschildert, sondern es heißt stets „Gott tat dies und jenes“ (wenn es um UBF geht) oder „der Satan tat dies und jenes“ (wenn es um Kritik an UBF geht). Alles ist in der Sicht und Sprache von UBF einfach, klar und schwarz-weiß.

In UBF Bonn versucht Peter Chang, jede Kritik im Keim zu ersticken und von den Mitgliedern fernzuhalten. Ein ehemaliges Mitglied von UBF Bonn berichtete, dass er einmal kritische Artikel über UBF aus dem Internet ausgedruckt und zusammengeheftet hatte, die dann von einem kritischen Mitglied heimlich im Gemeindezentrum in die Taschen aller Mitglieder gesteckt wurden. Der erste, der diese Berichte in seiner Tasche fand, war leider ein besonders loyales Mitglied, und meldete es sofort dem Leiter Peter Chang. Daraufhin wurden sofort alle Mitarbeiter telefonisch herbeigeholt und mussten ihre Taschen von Stephanus Park, der rechten Hand von Peter Chang, durchsuchen lassen. Die kritischen Schriften wurden konfisziert. Es war ziemlich klar, wer der „Übeltäter“ war, da es in UBF Bonn außer ihm eigentlich keine kritischen Mitglieder gab. Ihm wurde am folgenden Tag der Schlüssel vom Gemeindezentrum weggenommen. Es wurde berichtet, dass derartige Aktionen wie die Taschendurchsuchung oder das Wegwerfen von Zetteln, die Peter Chang in den Bibeln von Mitarbeitern findet, häufiger stattfanden. Dieses Ereignis dokumentiert auch die Atmosphäre, die in UBF Bonn herrscht. Niemand traut sich, offen etwas zu sagen.

Ein weiteres Hemmnis für das selbständige Denken und Handeln ist die strenge in UBF herrschende Hierarchie, die dort als „geistliche Ordnung“ bezeichnet wird. Dies ist übrigens ein weiteres Beispiel, wie Sprache verwendet wird, um das Denken einzuengen: Diese Ordnung kann nicht in Frage gestellt werden, weil sie ja per Definition „geistlich“ ist. Hierzu gehört auch der Begriff „der Knecht Gottes“ gehört auch dazu. Die zugrundeliegende Denkweise ist aus dem Konfuzianismus übernommen, und Peter Chang baut darauf auf, dass zumindest die Koreaner sie bereits durch ihre Kultur schon verinnerlicht haben. Jeder hat einen bestimmten Platz in der Hierarchie. Schon die Kinder werden darin geschult. Im Koreanischen gibt es sechs Höflichkeitsstufen, je nachdem in welchen „Hierarchiestufen“ man miteinander redet. Auch in vielen anderen Eigenheiten der Sprache spiegelt sich diese Denkweise wieder, so wird für ältere Geschwister oder Spielkameraden ein anderes Wort verwendet als für jüngere. In UBF müssen sich alle mit den richtigen Titeln anreden, und Peter Chang achtet darauf, dass die Kinder, auch die deutschen, die richtigen Bezeichnungen verwenden, und verteilt Schläge, wenn sie sich nicht korrekt an die Hierarchie halten.

Wie bereits erwähnt, ist jedoch das Gefühl der Verpflichtung zur Dankbarkeit die wohl stärkste Fessel, von der die meisten Mitglieder in UBF gehalten werden. In UBF Bonn gibt es eine regelrechte „Dankkultur,“ einen Personenkult um Peter Chang. Alle Mitglieder meinen, Peter Chang zu unendlichem Dank verpflichtet zu sein, und würden daher alles für ihn tun. Interessanterweise ist aber diese Dankbarkeit nicht von selbst in ihnen entstanden, sondern sie wurden von Peter Chang systematisch dahin gehend gesteuert und manipuliert, ihm immer dankbar zu sein.

Im Prinzip resultiert diese Dankbarkeit daraus, dass die Mitglieder glauben, ohne Peter Chang wäre ihr Leben verloren gewesen, und ohne ihn wären sie nicht gerettet. Sie denken, dass Jesus Christus für sie wichtig ist, aber Peter Chang ist für sie noch viel wichtiger, denn ohne ihn würden sie Jesus Christus ja gar nicht kennen und ohne sein hartes Training hätten sie ihren Glauben schon längst verloren. Sie glauben auch, ohne Peter Chang wäre ihr Leben miserabel verlaufen und sie wären ein Niemand geblieben. Durch Peter Chang dürfen sie aber als „königliche Priester“ an der Weltmission teilnehmen, und ihr Leben bekommt (erst dadurch!) eine „absolute Bedeutung“. Peter Chang lehrt seine Untergebenen systematisch weiter, ihm dankbar zu sein. Sie müssen in den wöchentlichen Stellungnahmen ihre Dankbarkeit für ihn auch mindestens einmal ausdrücken. Eine typische Phrase in solchen Stellungnahmen ist die Erwähnung der „hingebenden Mühe und Liebe, mit der Gottes Knecht Missionar Dr. Peter Chang unter Schmerzen geistliche Kinder gebiert.“ Mit dieser Anspielung auf Gal 4,19 wird Peter Chang wieder mit Apostel Paulus verglichen, und seine Leitung als eine aufopferungsvolle, qualvolle Arbeit dargestellt, für die man ihm ewig dankbar sein muss. Eine „Hirtin“ bekam von Peter Chang sogar den Namen „Danke“ verpasst, weil sie nicht dankbar genug war. Sie muss nun von allen Mitgliedern als „Hirtin Danke“ angesprochen und dadurch daran erinnert werden, dankbarer zu sein. Im Laufe der Zeit fangen die Mitglieder an, Peter Chang für alles dankbar zu sein, was ihnen im Leben widerfährt. Wird ein Mitglied von Peter Chang verheiratet, ist dies natürlich wieder ein besonderer Grund, ihm zu danken. Ohne die Hilfe von Peter Chang, so glauben sie, hätten sie niemals heiraten können. Bekommen sie Kinder, haben sie natürlich wieder Peter Chang zu danken, und er bestimmt selbstverständlich die Namen der Kinder.

Um diese Abhängigkeit durch Dankbarkeit zu erreichen, investiert Peter Chang auch tatsächlich etwas. Er hilft beispielsweise einem Studenten am Anfang, etwas mehr Disziplin in sein Studium zu bekommen, oder gibt ihm diese oder jene „Orientierung“, und kümmert sich scheinbar um ihn. Später stellt sich jedoch heraus, dass diese Hilfe nicht selbstlos war, sondern dass er erwartet, dass ihm seine „Dienerschaft“ und „Liebe“ zurückgezahlt wird, und zwar durch ewige Dankbarkeit und Loyalität. Dieser „Trick“ kann immer wieder in UBF beobachtet werden. Da wird zum Beispiel ein Student eingeladen, „Wohngemeinschaft“ mit den Missionaren zu haben, weil man ihn so sehr liebe, weil er so ein vorbildlicher Christ sei, und man gerne mit ihm zusammen wohnen wolle. Geschmeichelt nimmt der Student das Angebot an, und denkt, dass die Missionare wirklich gerne mit ihm zusammen wohnen. Wird dieser Student später kritisch, so wird ihm vorgehalten, dass man ihn „geliebt und all die Jahre gedient und ihn ertragen“ habe, und dass er undankbar geworden sei.

Diese Fessel durch Dankbarkeit kann man sehr gut an der „Gegendarstellung“ von Stephanus Park zum kritischen Bericht von Andreas P. über UBF Bonn finden. Anstatt auf die Kritikpunkte einzugehen, kann Stephanus Park nicht umhin, sowohl am Anfang als auch am Ende ausführlich seine persönliche Dankbarkeit gegenüber Peter Chang auszudrücken. Diese Dankbarkeit ist aber nicht ein gewöhnliches Dankbarkeitsgefühl, sondern wird als eine regelrechte „Schuld“ verstanden, die auf ewig nicht zurückgezahlt werden kann.

Diese „Dankkultur“ hat ihre Wurzeln natürlich wieder in der koreanischen Kultur bzw. im Konfuzianismus. Man gibt etwas, wobei man durchaus auch etwas investiert, aber mit dem Hintergedanken, denjenigen abhängig zu machen und zu ewigem Dank zu verpflichten, und ihn später alles zurückzahlen zu lassen. Dieses Prinzip wird wie gesagt in UBF allgemein stark eingesetzt. Peter Chang hat es jedoch verfeinert und zum Hauptinstrument gemacht, mit dem er den Personenkult um sich aufrecht erhält.

Andreas P. berichtete, dass eine „Hirtin“ in UBF Bonn vor ihrer von Peter Chang arrangierten Heirat eine besondere Stellungnahme zu diesem Anlass schreiben und vortragen musste. Andreas wurde beinahe übel, als er diese Stellungnahme mit anhören musste, denn jeder Satz fing an mit den Worten: „Ich danke dem Knecht Gottes, Missionar Dr. Peter Chang, und Gottes Magd, Missionarin Sarah Chang, für …“. Auf diese Weise ging es immer weiter. Andreas wurde immer mehr angeekelt und fragte sich, wann wohl Peter Chang endlich dem peinlichen Schauspiel ein Ende machen würde. Doch Peter Chang hörte bis zum Schluss zu und war am Ende sehr zufrieden. Die „Hirtin“ durfte danach heiraten.

Wenn man eine Vorstellung davon bekommen möchte, wie Peter Chang eine Heirat arrangiert, kann man auf den Internetseiten von UBF New Jersey ein Beispiel finden. Der dortige Leiter John Park ist ein enger Freund von Peter Chang. In ihren Stellungnahmen berichten der amerikanische „Hirte“ David Gates und die koreanische „Hirtin“ Dr. Jeong-Eun Jung (sie heißt nun Sarah Gates) freimütig, wie diese „Glaubensheirat“ zustande kam. Übrigens hat Peter Chang auch seinen Sohn mit einer Koreanerin aus UBF New Jersey verheiratet.

David Gates schreibt: „… Was danach passierte, warf mich völlig um. Nach der Sonntagsbotschaft, die Dr. Peter Chang vorbereitet hatte, ‚Habt Glauben an Gott!‘, kam Missionarin Aromi sehr aufgeregt zu mir und sagte: ‚Dr. Peter Chang will, dass du ein Dutzend Rosen kaufst und Hirtin Jeong-Eun einen Heiratsantrag machst.‘ Ich war wie benommen, aber sofort hallte die Stimme von Samuel Ju in meinem Kopf: ‚Absoluter Gehorsam.‘ Daher fuhr ich mit Missionar Samuel und versuchte es zu verhindern, indem ich viele Blumengeschäfte besuchte, von denen ich wusste, dass sie geschlossen waren. Aber das Wort Gottes kam: ‚… damit ihr nicht dasteht als solche, die gegen Gott streiten wollen.‘ Und ich tat Buße für meine Zweifel daran, dass es Gottes Hand war, die meine Hausgemeinde aufbaute, und gab meine letzten 50 Dollar für einige Rosen und eine Karte aus, die ich Dr. Jung gab, als ich ihr einen Heiratsantrag machte. …“

Jeong-Eun Jung schreibt: „… Als Missionar Peter (Chang) mir drei allgemeine Fragen über mein Herz für Gottes Weltmission stellte, konnte ich aus dem Glauben mit „ja“ antworten. Aber die vierte Frage war am schwierigsten zu beantworten. Sie lautete, ob ich aus dem Glauben irgendjemanden heiraten würde, irgendjemanden aus irgendeinem Land wie Uganda. Ich sollte schnell antworten, damit er danach frühstücken konnte. Mir wurde schwindelig, weil ich in dem Augenblick meinen Kleinglauben erkannte. All die Jahre des Bibelstudiums und Glaubenstrainings waren umsonst gewesen. Eigentlich hatte er Hirte David Gates vorgeschlagen.“

Hier wird unter anderem auch wieder deutlich, wie der Begriff der „Glaubensheirat“ verwendet wird, um eine arrangierte Heirat vorzuschlagen. Welches Mitglied von UBF würde schon gerne zugeben, dass es keinen Glauben hat? Also lässt man sich auf eine von den Leitern arrangierte Heirat ein, um zu demonstrieren, dass man doch Glauben hat. Manchmal geht es gut, oft geht es aber auch fürchterlich schief. Der Leiter, der die Heirat arrangiert hat, weist dann jedoch jede Mitverantwortung von sich.

Es sei noch ein weiteres Beispiel angeführt, das zeigt, wie weit die Dankkultur und der Personenkult um Peter Chang in UBF Bonn gehen können. Dieses Beispiel ist dem Bericht über eine Reise zur europäischen Sommerkonferenz der UBF im Jahr 2000 entnommen, der von UBF Waterloo, Kanada, im Internet veröffentlicht wurde. Wie UBF New Jersey steht UBF Waterloo keineswegs im Verdacht, UBF negativ darstellen zu wollen. Es handelt sich um traditionelle UBF-Gemeinden, die gegen Reform eingestellt sind. Leider können keine Beispiele von UBF Bonn selbst angeführt werden, da ihre Internetseite vollständig passwortgeschützt wurde.

Ein Mitglied von UBF Waterloo berichtet über sein Zusammentreffen mit Sarah Chang, der Frau von Peter Chang, und „Hirten“ Ingo S. aus UBF Bonn, dessen Vorname Peter Chang bereits früher von „Ingo“ zu „Fels“ geändert hatte: „… Am gleichen Tisch war Missionarin Sarah Chang und Hirte Fels Chang. Fels heißt auf englisch ‚rock‘, und er betet, ein Fels des Glaubens für Deutschland zu sein. Ich lernte viel durch das Gespräch mit ihm, weil er mir seine Lebensgeschichte erzählte. Hirte Fels begann das Bibelstudium im Jahr 1988 und er wuchs als ein Hirte in der Gemeinde. Jedoch hatte er keinen tiefen Glauben und er kämpfte mit der Sünde, weswegen er nach 11 Jahren weglief. Er fiel in Verzweiflung und dachte er sei hoffnungslos und verloren, aber die Familie Chang gab ihn niemals auf – sie beteten beständig für ihn, und schließlich kam er zurück und erfuhr eine neue Geburt im Jahr 2000. Danach änderte er seinen Nachnamen zu ‚Chang‘, weil er empfand, dass er von der barmherzigen Missionarsfamilie adoptiert worden war, die ihm gedient hatten. …“ Die Dankbarkeit von Ingo S. gegenüber Peter Chang ging demnach sogar soweit, dass er nicht nur seinen veränderten Vornamen akzeptierte, sondern auch noch den Nachnamen von Peter Chang übernahm. Offenbar war dieser dadurch sehr geschmeichelt, und einen Monat später wurde Ingo von ihm mit einer koreanischen UBF-Missionarin verheiratet (die übrigens nicht „Chang“ heißt). Diese Heirat wird Ingo wiederum erneut Anlass zur Dankbarkeit gegenüber Peter Chang gegeben haben.

Die Verheiratung der deutschen Mitglieder von UBF Bonn mit Missionarinnen aus Korea ist übrigens eine weitere Methode, mit der Peter Chang diese Mitglieder an sich fesselt. Die koreanischen Missionarinnen sind Peter Chang zum größten Teil hörig und erlauben ihm, die deutschen Mitglieder indirekt zu kontrollieren. Bei Ungehorsam ihrer Ehemänner droht Peter Chang auch, ihre Frauen nach Korea zurück zu schicken. Es gibt jedoch auch einige deutsche Frauen in UBF Bonn, die Peter Chang fast noch höriger sind als die koreanischen. Überhaupt scheinen die Frauen besonders empfänglich dafür zu sein, Peter Chang hörig zu werden. Im Grunde sehen sie Peter Chang als ihren wahren Ehemann, und ihre Ehemänner nur als „Erziehungsobjekte“ an. Wie weit die intimen Beziehungen der Frauen zu ihm gehen, über die berichtet wird, ist natürlich nicht genau auszumachen. Es wird jedenfalls berichtet, dass weibliche Mitglieder von UBF Bonn mit ihm schwimmen und in die Sauna gehen, und dass er sich von ihnen massieren und seinen Fußpilz behandeln lässt. Die meisten Bonner UBF-Mitglieder leben in Wohngemeinschaften in den Häusern von Peter Chang sehr eng zusammen. Dadurch ist er in der Lage, auch ihr Privatleben ständig zu kontrollieren, wobei er sich angeblich auch nicht scheut, Schlafzimmer der weiblichen Mitglieder zu betreten. Männliche Mitglieder, die anfangen, kritisch zu werden, versucht Peter Chang wie im Fall von Andreas P. durch ihre Frauen zu kontrollieren und zum Schweigen zu bringen.

Um die Mitglieder so weit zu bekommen wie oben geschildert, benutzt Peter Chang viele „erprobte“ Methoden, die von klassischen destruktiven Sekten bekannt sind: Milieukontrolle, manipulierte, besetzte Sprache, Erzeugung von Schuldgefühlen und Ohnmachtsgefühlen, Überlastung mit Aktivitäten und nicht zuletzt Schlafentzug. Der Entzug von Schlaf wird in UBF Bonn im Vergleich zu den anderen UBF-Zentren – wo er durchaus ebenfalls angewendet wird – besonders konsequent als Mittel benutzt, um die Mitglieder in einem ständigen Zustand der Gefügigkeit, Manipulierbarkeit, geistlichen Ekstase und Verwirrung zu halten. Schlafentzug ist eine bekannte Indoktrinationstechnik, die eine erhöhte Beeinflussbarkeit bei den Mitgliedern bewirkt. Die Mitglieder müssen oft bis Mitternacht oder länger in den Gruppenräumen der UBF ihre „Stellungnahmen“ schreiben und dennoch am anderen Morgen bereits um halb fünf Uhr morgens dort wieder zur Gebetsstunde antreten. Ein ehemaliges Mitglied der UBF Bonn berichtet, dass ein Mitbewohner seiner UBF-Wohngemeinschaft aufgrund dieses künstlich erzeugten Schlafmangels mitten beim Abendessen mit dem Kopf in sein soeben geschmierte Brötchen fiel und dort einschlief. Auch Außenstehenden fallen häufig die dunklen Ringe unter den Augen der Bonner UBF-Mitglieder auf. Zur Erzeugung von Ohnmachtsgefühlen hat Peter Chang nach Berichten Ehemaliger bereits Techniken angewendet wie das „Toter-Hund-Training“, wo jemand von den anderen willkürlich ausgeschimpft und getreten wird, ohne etwas entgegnen oder sich wehren zu dürfen. Lediglich Weinen war bei diesem „Training“ erlaubt. Solche Techniken werden natürlich nur beim inneren Zirkel von Mitgliedern angewendet, nicht bei den neuen „Schafen“, die zunächst einmal behutsamer behandelt werden, solange sie noch nicht völlig abhängig gemacht und „an den Missbrauch gewöhnt“ worden sind. Die Milieukontrolle ist so stark, dass ein ehemaliges Mitglied es nur so beschreiben kann, dass er „zehn Jahre hinter dem Mond gelebt“ habe. Die Kinder und Jugendlichen der Bonner UBF durften nicht einmal bei den deutschlandweit veranstalteten Jugendfreizeiten der eigenen Dachorganisation UBF teilnehmen. Stattdessen veranstaltete Peter Chang für sie eine eigene Jugendfreizeit, mit dem Argument, dass man sie von dem „schlechten Einfluss“ der Jugendlichen in der restlichen UBF bewahren müsse. Das umgekehrte Argument, dass sie selbst einen guten Einfluss ausüben könnten, zählte natürlich nicht. Peter Chang hatte anscheinend Angst, dass die Kinder bemerken könnten, dass es selbst in der restlichen UBF nicht ganz so schlimm zuging wie bei ihnen, oder dass die Kinder den anderen etwas über seine Erziehungsmethoden berichten.

Es gibt sicherlich noch viel über UBF Bonn und die raffinierten Methoden von Peter Chang zu sagen. Das „Bonn-Syndrom“ zeigt beispielhaft, wie Machtmenschen auch in angeblichen christlichen Gemeinden es schaffen, Menschen von sich abhängig zu machen und über sie zu herrschen. Der Titel „Bonn-Syndrom“ soll übrigens nicht andeuten, dass UBF Bonn eine Ausnahme innerhalb von UBF ist, und dass der Rest von UBF ganz anders ist. Dies ist leider keineswegs der Fall. Bonn sticht lediglich in seiner Extremität besonders heraus. Die gleichen Methoden der Manipulation und Indoktrination von Mitgliedern, um sie den Leitern und der Organisation zu unterwerfen, finden sich auch in allen anderen Teilen der UBF. Es sei auch darauf hingewiesen, dass der derzeitige Leiter von UBF Deutschland, Kaleb Hong, keinen Anlass sieht, sich von Peter Chang zu distanzieren, sondern im Gegenteil versucht, gut mit ihm zusammenzuarbeiten. Besonders der Gründer der UBF, Samuel Lee, und seine Gemeinde in Chicago sind ähnlich extrem wie Peter Chang in Bonn, in Teilen sogar noch extremer. Und dies ist auch keine Wunder, denn UBF Chicago und Samuel Lee bilden den Prototyp für alle anderen Gemeinden und Leiter der UBF, die dieses „Vorbild“ mehr oder weniger kopiert haben.

Quelle: https://web.archive.org/web/20040306152611/http://www.ubf-info.de:80/int/bonn/syndrome.htm